Album III

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Album III bringt Aufnahmen, die von Juli bis Oktober entstanden sind. Wiederum nicht alles aus Magdeburg; es gibt auch Material aus Halle (Saale), Berlin, Schönebeck und Sangerhausen. Auch die neun ersten Fotos aus meiner Onlinegalerie Fun at the fun fair stammen aus Magdeburg, nämlich von der Magdeburger Herbstmesse und der Magdeburger Frühjahrsmesse. S. auch Shining city on a hill.

Album II

Album I

Die Welt der Dinge

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Die wunderbaren Bilder von Philipp Wewerka im Forum Gestaltung, Magdeburg. Dieses Jahr ist er 60 geworden. Seit seiner Kindheit malt er Blumen, Schiffe, Flugzeuge. Auch rein Abstraktes. Wachstift, Filzstift, Bleistift, Papier. Natürlich kann man seine Kunst als "art brut", "outsider art" und so weiter klassifizieren. Man kann alle möglichen Maßstäbe an an sie anlegen. Aber es zwingt einen ja niemand dazu.

Mir war etwas ganz anderes wichtig, als ich durch die Ausstellung ging. Ich fühlte mich ähnlich wie ein paar Tage vorher, bei meinem gelungenen Besuch auf dem Rummel. Zusammen mit diesen Bildern war ich auf gute Weise in der Welt der Dinge.

Ein Wort zum Magdeburger Forum Gestaltung. Was Norbert Pohlmann, sein Team und die anderen Beteiligten hier leisten, ist phantastisch. Es geht weit über das Wewerka-Archiv hinaus, hat historische, kunsthistorische und eminent politische Implikationen. Es ist wichtig für Magdeburg, auch wenn das der Stadtgesellschaft nicht immer klar zu sein scheint.

Seltenland - Philipp Wewerka und Gäste, 10.10.25 - 08.02.26

[Hinweis: Die Bildrechte an den hier gezeigten Arbeiten von P. Wewerka liegen beim Wewerka-Archiv.]

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Halbsee

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Am Biederitzer See.

Der jetzt gar nicht so richtig ein See ist, sondern eher ein Teil der Ehle.

Hagebutten, Ufergestrüpp, Pferdeäpfel. Die Büsche sind noch blickdicht, aber hier und da gibt es eine Lücke, und man kann die Vehikel der Dauercamper auf der anderen Seite sehen. Oder einen Fasan, der hektisch über die Binsen quietscht. Es geht sich gut, der Wettervorhersage zum Trotz. Disteln, graufette Wolken, kleine Pfützen, abgeerntete Felder, auf denen die Reiher stehen wie Statuen.

Letztes Jahr war ich um diese Zeit an der Schlei, die ein Wunder ist. Im März war ich im südlichen Dänemark. Im August am schwedischen See. Jetzt bin ich hier. Noch. Manchmal sind meine Gefühle gar nicht so kompliziert. Ich bin traurig darüber, dass alles vorbeigeht.

Auf dem Rückweg zum Bahnhof ein seltenes Fundstück: Biederitz (8000 Einwohner), hat noch eine eigene Buchhandlung. Ich trete ein, schaue mich um. Der Buchhändler erzählt: Es kommen zwei Handvoll Stammkunden, er bewegt Antiquarisches übers Internet, und man kann Schulbücher bei ihm beziehen. Wie jedes andere bestellbare Buch auch. Ich kaufe eins, das schon im Laden steht.

Als ich am Kindergarten vorbeikomme, wird gerade ein Junge abgeholt. Aufgeregt berichtet er davon, dass eine Geschichte vorgelesen wurde. Eine Geschichte! "Und weißt du", ruft er aus, "wer den Hasen fangen wollte?" "Nein", lügt die Großmutter. "Der Fuchs!" Und dann bin ich eine Straßenecke weiter.

Weil ein Zug im Bahnhof Biederitz mal einfach so liegen geblieben ist, braucht die DRB (Deutsche Ruinenbahn) für die sechs Kilometer nach Magdeburg eine gute Stunde. Vielleicht hätte ich doch lieber an der Elbe entlang zurücklaufen sollen.


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Shining city on a hill

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Ohne Kamera weiß ich nicht, was ich auf dem Rummel soll.

Sicherheitsmann 1 meinte, meine Ausrüstung sei zu professionell. "Steht doch da auf dem Plakat: Kein professionelles Kamera- und Video-Equipment!" Und es stand auf dem Plakat. Ich wollte schon beleidigt abziehen, aber ich war auch trotzig: Dann wenigstens ein paar Schüsse von außerhalb des Zauns. So entdeckte ich den zweiten Eingang. Sicherheitsmann 2 verlangte nach meinem Presseausweis. Als er ihn gesehen hatte, fragte er über Funk: "Hab hier Presse ohne Anmeldung, darf die rein?" Ging ok. Gesetze, Verordnungen und Bestimmungen sind oft lockerer in den Gelenken, als man denkt.

Also kam ich ins Glitzerreich.

Rummelplätze sind für mich immer ein bisschen wie Science Fiction. Nicht nur die Raketen- und Raumschiffmalereien, sondern das Gemisch aus Träumen, Überzeichnung, Kitsch und Flucht. Und die sehr ernste Sehnsucht, die in all dem steckt. Der Wunsch nach einem Ende der Langeweile.

Aber man muss abends gehen, bei nicht ganz so gutem Wetter. Dann sind die Massen verschwunden, mit ihnen die Besoffenen. Die Los-Schreier haben ihr zu lautes Dauergelaber aufgegeben, es geht ja um nichts mehr. Die letzten Runden sind eingeläutet, die Zuckerwattemaschinen werden für den nächsten Tag gesäubert, einige Rolläden rasseln schon runter. Man muss auch mal Ruhe geben. Zu der Sehnsucht und dem Gefunkel kommt die Einsamkeit dazu. Wie am Ende des Sommers, wenn die Strände leerer werden. Realität und Budenzauber konkurrieren miteinander. Da ist mehr Wahrheit in all dem, mehr Doppelsinn. Nur noch wenige Jungmänner wollen ihren Freundinnen beweisen, dass sie die schlimmsten Attraktionen ertragen, ohne zu kotzen. Beim Autoscooter drehen vielleicht noch drei Wagen ihre Runden. Rummel ohne Idioten, aber noch nicht ganz verlassen. Meine Stunde, meine Zeit.

Als Kind war mir der Rummel zu viel. Jetzt weiß ich, wann ich kommen und gehen muss, um einpacken zu können, was ich als Kind gerne gehabt hätte. Mehr braucht mir das Konzept "Rummelplatz" nicht bieten.

[Die Fotostrecke enthält auch zwei Aufnahmen von der Frühjahrsmesse. Die Stimmung war die gleiche.]

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Können Sie mich hören?

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Foto: C. Einsele

Sie steht also an, meine Abschiedslesung in Magdeburg. Mittwoch 15.10., Forum Gestaltung, Brandenburger Str. 9-10, 20.00 Uhr, Eintritt 10/5 €.

Ich bringe meine Doppelnovelle "Der Auftrag" mit, die hier entstanden ist. Ich lese aber auch aus diesem Blog. Und ich spreche mit Norbert Pohlmann vom Forum Gestaltung.