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17/05/25 22:32

Die Straße ist was für Bessergestellte. In der Gründerzeit wurde hier viel gegründet, eine Villa neben der anderen. Anwälte, Tierärzte, Makler, Eigentumsverwalter residieren da heute. Kopfsteinpflaster auf dem Fahrweg. Gehwege, die charmant von großen Bäumen durchwurzelt wurden. Zu DDR-Zeiten hatte der KGB die Hand auf mehreren Häusern in der Straße. Eine "Residentur", wie sie es zum Beispiel auch in Dresden und in Leipzig gab. Nicht ganz klar ist, ob die Villa mit der Hausnummer 18 das zentrale Gebäude der Anlage war. Aber sie gehörte dazu. 1994 und 1996 kamen bei Bauarbeiten auf dem Gelände, das vom KGB genutzt wurde, ca. 60 menschliche Skelette zum Vorschein. Alles junge Männer, gestorben im Alter zwischen 18 und 30 Jahren. Es gab die Vermutung, dass es sich dabei um Opfer von Endphaseverbrechen der Nazis handelte, aber Pollenanalysen aus den Schädeln einiger Opfer wiesen daraufhin, dass sie im Juni oder Juli umgekommen sein müssen, nicht im April oder Mai. Heute konkurrieren zwei Interpretationen. Eine besagt, dass es sich um Aufständische vom 17.6.1953 handelt, die hier getötet und verscharrt wurden. Die andere vermutet, es habe sich um junge Sowjetsoldaten gehandelt, die bei der Niederschlagung des Aufstands nicht mittun wollten, und deswegen hier getötet und verscharrt wurden. Keiner der Toten konnte namentlich identifiziert werden.
2003 wurden die Gebeine in ein Massengrab auf den Westfriedhof Magdeburg umgebettet, das mit einer relativ dürftigen Plakette versehen ist.
Manche der Toten könnten noch leben.
Auf dem Westfriedhof von Magdeburg gibt es viele Massengräber.
