Flieger

canvas

Über dem Haus kreist ein Ein-Mann-Hubschrauber. Ich vermute, das ist der Fotograf, der die Luftaufnahmen gemacht hat. Sehr gute Luftaufnahmen von Magdeburg, die neulich eine Weile lang in dem nahegelegenen Einkaufszentrum ausgestellt waren. Irgendwo auf den Plakaten der Ultraleichthubschrauber, zusammen mit der Business-Adresse des Piloten und Fotografen. Alles gut und schön, aber ich mag das nicht, dass er da oben in diesem Gestell herumfliegt. Das mechanische Insekt sieht aus, als könnte es von einer mittleren Bö aus dem Himmel gepflückt werden. Ich mag das nicht, wenn sich Leute ohne Not in Gefahr bringen. Oder weil sie einfach Geld verdienen müssen. Extremsportarten, Ultraleichtflugzeuge, Fassadenkletterer, Bergsteiger, Fallschirmspringer und lauter so ein gestörter Kram. Was ist denn, wenn der Pilot mit seinem fliegenden Besenstiel in die Stadt runterhagelt? Dann heulen sie wieder alle. Tragisch, tragisch, großes Talent, von uns gegangen, leider auch auch drei Bürger dieser Stadt, denen er in die Wohnung gehagelt ist, tragisch, supertragisch. Menschen sind die Pest.

Auch über dem Haus: Luftkämpfe zwischen Mauerseglern, Krähen und Falken. In meinem Zimmer drehen die Ventilatoren. Ich muss an den Zweiten Weltkrieg denken, warum muss ich so oft an den Zweiten Weltrkrieg denken. Messerschmitts und Spitfires. Blutige Schnäbel und zerfranst abgerissene Tragflächen, verbogene Propeller. Leichen, die an Fallschirmen von Bäumen hängen. Jean de Selys Longchamps. Alfred Kitchener Gatward und George Fern. Und so weiter.

flieger
Bildquelle: Wikimedia, Public Domain