Fest
27/04/25 14:42

1995 machte ich Urlaub auf Alderney, einer der britischen Channel Islands (Ärmelkanal). Dort gibt es aufgegebene viktorianische Forts, Befestigungsanlagen, die den Franzosen die Lust an militärischen Abenteuern im Ärmelkanal und auf den Inseln nehmen sollten. Auf meinen Alderney-Wanderungen stolperte ich auch in eines der Forts hinein; nur mal umschauen, nur mal in die dunklen Fensteraugen gucken. Ich erinnere mich an ein Autowrack im Hof, aber auch an die Geräusche der Fortgespenster: ein Schlurfen, ein Schniefen. Vielleicht waren es auch Einheimische, die dort etwas zu tun hatten, oder andere Touristen wie ich. Jedenfalls wurde ich beobachtet, das stand fest. Ich zog mich bald diskret zurück.
Festungsanlagen haben in Magdeburg Tradition. Es gab sie vor der Katastrophe der Magdeburger Hochzeit (1631) und danach erst recht. Jahrhundertelang. Heute sind davon nur noch kleine Reste übrig, zum Beispiel die Festung Mark. Als ich das Osterfeuer erlebte, das jedes Jahr dort stattfindet, erinnerte mich das Gebäude an die viktorianischen Forts auf Alderney. Vielleicht andere Baumaterialien, aber eine vergleichbare Formensprache, bedingt durch den gleichen Zweck.
Die Ukraine muss sich seit elf Jahren verteidigen, Israel seit dem ersten Tag seiner Existenz. Europa müsste sich verteidigen, nach außen und nach innen, wenn es in der autoritären/faschistischen Welle nicht untergehen will, die um die Welt geht. Wie kann das nach außen gehen ohne (euro-)nationalistische Hysterie, ohne Militarismus und ohne die Verwandlung der Eurozone in die Festung Europa? Wie soll das nach innen funktionieren, wenn man die autoritären/faschistischen Tendenzen in Europa nicht nur nicht ernst nimmt, sondern auch noch aktiv stärkt?
Das wüsste ich gern einmal.
