Psoas major
15/05/25 13:33

Wenn ich den Kopf in den Nacken lege, schaut mich ein Riese an. "Komm hoch", sagt er, "hier oben ist es sehr gut!" Aber am Fuß der Treppe stehend weiß ich: Von mir zu mir sind es 198 Stufen. Zuerst bedenke ich, dass ich langsam gehen muss, denn wer hier seine Kraft vergeudet, gewinnt nichts. Auf dem zweiten Stock kommt ein Edding-Graffiti: "Huldigt mir, ich bin der Beste!" Ab dem dritten Stock muss ich schwer atmen. Etwas darüber wohnt jemand, der es nicht leiden kann, wenn im Treppenhaus geraucht wird; es gab einen entsprechenden Aushang an einem Fenster. Darüber konzentriere ich mich auf das Gehen und sage mir zwei- oder dreimal: Bald bist du oben. Auf dem vorletzten Stock hat eine Nachbarin ihr Fahrrad am Geländer festgebunden. Ein Fahrrad wie ein Wanderzeichen: Jetzt Kurs halten! Dann ist es geschafft.
Meine Bewegungen im Treppenhaus lösen die Etagenbeleuchtung auf den Fluren aus, von denen die Wohnungen abgehen. Als würden die Lampen mich grüßen.
Ich weiß nicht, ob das mit dem Treppensteigen eine schlechte Angewohnheit wird. Meine Beine wissen es auch nicht.