Der Kommunist

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Das Literaturhaus Magdeburg hat mit der Germanistik an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg eine Kooperation laufen. Da können Studierende ein Praktikum am Literaturhaus machen, und es zählt fürs Studium. Dana Paschert, Studentin der Mediengermanistik, hat sich darauf eingelassen und eine Ausstellung gebaut, die jetzt im Literaturhaus gezeigt wird: vergnügen der götter: ronald m. schernikau. leben und werk.

Schernikau, der 1960 in Magdeburg geboren wurde, dann im Westen war und am Ende wieder im Osten. Der dem DDR-Schriftstellerverband damals zum Abgesang die Leviten gelesen hat. Der seinen Genossinnen und Genossen, die es nicht mehr sein wollten, Verrücktheit vorwarf; eine Verrücktheit, die auf ähnliche Weise Christian Geissler beschrieben hat, als er von einem Ex-DDR-Bürger erzählte, der sich nach der Wende einen irreparabel kaputten BMW kauft, nur um einen BMW zu haben.

Schernikau, der meinte, dass der DDR-Sozialismus Ergebnis einer Revolution gewesen ist. Der seinen eigenen Spinnereien (und natürlich denen von Peter Hacks) auf den Leim ging. Der geniale Verwechsler, der zu oft glaubte, was er dachte. Der so zart und grob sein konnte, wie es nur Leute sind, die von ihrer eigenen Klugheit geblendet werden. Seine unverschämte und wahre Rede, und wie verzweifelt wir über sie hinaus sind. An einem Punkt, zu dem er sicher etwas zu sagen hätte. Wie Uwe Johnson, Christian Geissler, Brigitte Reimann oder Gisela Elsner auch. Jemand hatte etwas zu sagen, wenn er fehlt, obwohl er sich gerne irrte.

Die Ausstellung ist nicht groß; das kommt auch daher, dass sie auf Firlefanz verzichtet. Es geht um die zentralen Punkte: "schreiben, schwulsein, kommunistsein", wie Schernikau selbst sagte. Und um sonst nichts. Kein tonnenschwerer Theorieapparat, kein Feuilletongelaber, kein Prestigegetue. Sehr angenehm.